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Altenpflege: Je weniger Wettbewerb, desto höher die Preise
Fehlt es an Wettbewerb unter Pflegeheimen, wird das für die Pflegebedürftigen teuer. Dies ist das Ergebnis einer Marktstudie der Pflegeheimberatung TERRANUS, die im jüngst erschienenen "Pflegeheim Rating Report 2017" des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung veröffentlicht wurde.

Auch in einer eigenen Untersuchung belegen die Wissenschaftler des RWI einen kostendämpfenden Effekt von Wettbewerb. "Konkurrenz belebt das Geschäft", sagte TERRANUS-Geschäftsführer Hermann Josef Thiel. "Das ist nachweisbar auch im Pflegemarkt so – und zwar zugunsten der Pflegebedürftigen und der Kostenträger." Die durchschnittlichen Pflegesätze pro Bett und Tag sind in Gebieten mit hohem Versorgungsgrad und ausgeprägtem Wettbewerb deutlich günstiger als in Gebieten mit niedrigem Versorgungsgrad und gering ausgeprägtem Wettbewerb. Dies ergab sowohl die Untersuchung der Wirtschaftswissenschaftler des RWI auf Basis des Herfindahl-Hirschmann-Index als auch die empirische Auswertung von Marktdaten durch die Pflegeheim-Beratung TERRANUS.
Dabei sind die Preisunterschiede erheblich, wie dieses Beispiel aus Nordrhein-Westfalen zeigt: Im Kreis Soest mit einem hohen Versorgungsrad von 6,78 Prozent (Verhältnis der Pflegeplätze zur Bevölkerung über 65) zahlen Pflegebedürftige durchschnittlich ca. 9,14 € pro Tag weniger als im Kreis Viersen (niedriger Versorgungsgrad von 4 Prozent). Im Landkreis mit der niedrigeren Pflegeheimdichte zahlen die Pflegeheimbewohner also durchschnittlich 7,5 Prozent mehr. Bei monatlichen Pflegekosten von z.B. 3.000 Euro sind das über 200 Euro mehr pro Monat.
Aber nicht nur im Hinblick auf die steigenden Kosten spielt Wettbewerb eine wichtige Rolle. "Pflegebedürftige müssen die Wahl haben zwischen verschiedenen Einrichtungen und Versorgungsformen", betonte Thiel. "Ein rechtlich eingehegter Wettbewerb sichert Qualität und ein bedarfsgerechtes Angebot – gerade angesichts der extrem steigenden Nachfrage."
Laut den aktuellen Berechnungen des RWI wird sich Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2030 auf über 4,1 Millionen erhöhen. Das entspricht einem Anstieg um 34 Prozent im Vergleich zu 2015. Um die dafür nötige Pflege-Infrastruktur zu schaffen, sind laut RWI Investitionen in Höhe von 53 bis 85 Milliarden Euro nötig.
Neben der TERRANUS-Studie zum Thema Wettbewerb sind in den "Pflegeheim Rating Report 2017" des RWI insbesondere auch die Marktdaten des TERRANUS Pflegeatlas mit eingeflossen. Die TERRANUS Marktdatenbank enthält umfassende Kennzahlen sämtlicher Pflegeheime in ganz Deutschland und wird anders als die Zahlen der offiziellen Statistikämter laufend aktualisiert.
- Der vollständige "Pflegeheim Rating Report 2017" ist hier Link bestellbar
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