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Aufenacker: Der Tagespflegemarkt wird jetzt verteilt

"Der Tagespflegemarkt wird jetzt verteilt", sagte Alexander Cito Aufenacker beim Auftakt der Konferenzreihe "Portfolioerweiterung: Pflege neu justiert", die Vincentz Network in Kooperation mit der Bank für Sozialwirtschaft ausrichtet. Aufenacker ist als Manager beim Pflegeanbieter Alloheim für ambulante Pflege und Tagespflege zuständig.

- Aufenacker: "Sollten Sie über Tagespflege nachdenken, sollten Sie schnell darüber nachdenken"Foto: privat

"Sollten Sie über Tagespflege nachdenken, sollten Sie schnell darüber nachdenken", riet Aufenacker, der vor einem halben Jahr zu Alloheim gestoßen ist und vorher als freier Unternehmensberater für Pflegedienste tätig war. Zwar sei Tagespflege nicht in erster Linie rentabel. Aufenacker sieht in dieser Versorgungsform aber einen wichtigen Versorgungsbaustein und vor allem für Pflegedienste eine gute Möglichkeit, gerade den langjährigen Mitarbeitern eine alternative Tätigkeit anzubieten.
In der Tagespflege steckt aber auch finanziell noch viel Potenzial, das vielerorts nicht genutzt wird. Es können durchaus attraktive Umsätze erzielt werden. Das wurde beim Workshop von Sibylle Schreiner deutlich. Die Geschäftsführerin von "Häusliche Pflege und mehr" aus Achern in Baden-Württemberg stellte ihren Unternehmensansatz vor. Dazu zählt auch die Nachtpflege. Bei der Konferenz betonte die Expertin die umfangreichen Leistungen, die Pflegebedürftigen seit 2017 für Tages- und Nachtpflege zustehen:
Tages-/Nachtpflege § 41: 689 Euro in PG 2 bis 1995 Euro in PG 5 monatlich
Entlastungsbetrag § 45 b: 125 Euro monatlich bis zu 18 Monate kumulierbar (max. 2 250 Euro). Durch PSG 2 Sonderregelung stehen bis Ende 2018 nicht genutzte Gelder aus 2015/2016 zusätzlich zur Verfügung.
Verhinderungspflege: 1 612 Euro jährlich zuzüglich Kurzzeitpflegeanteil 50 Prozent – 806 Euro jährlich – gesamt 2 418 Euro pro Jahr
Ggf. weitere 50 Prozent Kurzzeitpflegeanteil für andere geeignete Einrichtungen (statt Pflegeheim), 60 bis 80 Prozent des Tagessatzes werden nach Antrag und Prüfung durch die Pflegekasse gewährt.
Umwandlung von 40 Prozent des Sachleistungsanspruchs ambulant § 45a in Betreuungsleistungen für entlastende Angebote (z.B. in PG 5 bis 798 Euro monatlich).
Ein Problem ist laut Schreiner: "Es gibt kaum Einrichtungen, die Konzepte anbieten, die diese Leistungen aus einer Hand im Portfolio haben!" Ihr Lösungsansatz: Komplexanbieter mit Schwerpunkt ambulante und/oder teilstationäre Pflege, erweitert um Verhinderungs- und Kurzzeitpflege, stunden- oder tageweise, sowie kleine WGs als Alternative zur vollstationären Pflegeheimversorgung. "Je nach abgerufener Leistung greift der entsprechende Budgettopf der Pflegeversicherung."
Nicht jeder Mitarbeiter der Pflegekasse oder des Abrechnungszentrums sei vertraut mit den vorgestellten Angeboten und Möglichkeiten der Nutzung durch die Pflegeversicherten, so Schreiner. "Hier braucht es häufig Aufklärung durch Sie bei den Sachbearbeitern", riet die Unternehmerin. Nach anfänglicher Prüfung durch die Pflegekasse sollten sich die Abrechnungen aber unkompliziert gestalten.
Einer der aktuell interessantesten Investitionsbereiche sind ambulant betreute Wohngemeinschaften (ABWG) für demenziell veränderte Menschen. Alexander Cito Aufenacker sprach vom "absoluten Effekt". Die Pflegekraft könne "von Tür zu Tür zu Tür zu Tür" gehen. Ob eine Wegepauschale abgerechnet werden kann, sei von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. "Diese Kunden haben in der Regel eine Vollausschöpfung der Pflegegrade plus zehn Prozent Privatanteil", berichtete Aufenacker. Die Budgets würden fast immer ausgeschöpft.
"Das sind die lukrativsten Touren, die es in der ambulanten Pflege überhaupt gibt", sagte Aufenacker. Ein normaler ambulanter Dienst im ländlichen Raum habe einen Umsatz von 400 bis 450 Euro pro Kunde und Monat. Bei einer Demenz-WG liege dieser bei 1 200 Euro. Lediglich die ambulante Versorgung von Bewohnern eines Seniorenwohnstiftes sei noch lukrativer, merkte eine Teilnehmerin der Konferenz an.
Weitere Termine der Konferenz am 6. November in Leipzig und am 21. November in Nürnberg vincentz-akademie.de
Das Nachtpflegeangebot von Sybille Schreiner wird in der aktuellen Ausgabe der neuen Fachzeitschrift "TP – Tagespflege organisieren, leiten, entwickeln" vorgestellt.
tp-tagespflege.net