Unternehmen
bpa Thüringen: „Wir müssen konkurrenzfähige Gehälter zahlen können.“
Auf seinem disjährigen Jahresempfang in Erfurt hat der bpa Thüringen die Herausforderungen für das neue Jahr skizziert. In keiner anderen Branche in Thüringen wurden im abgelaufenen Jahr so viele Stellen geschaffen wie in der Pflege und im Sozialwesen. Trotzdem: Die bpa-Landesvorsitzende Margit Benkenstein bezeichnete den Fachkräftemangel als größte Herausforderung für die Sicherung einer guten pflegerischen Versorgung: "Pflegesätze und Gehälter müssen steigen!"

Die Zahl der Beschäftigten im Branchensegment Pflege/Sozialwesen im Freistaat Thüringen stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum laut Agentur für Arbeit um 4,9 Prozent auf jetzt 64.300. Die Zahl aller Beschäftigten in der Gesamtwirtschaft in Thüringen stieg dagegen lediglich um 0,6 Prozent. Doch dies sei nur die eine Seite der Medaille, so die Landesvorsitzende des bpa, Margit Benkenstein: "Alle Beteiligten wissen, dass der steigende Bedarf an Pflegekräften nur noch gedeckt werden kann, wenn wir konkurrenzfähige Löhne zahlen können. Dies gelingt nur, wenn die Pflegesätze steigen, und zwar analog zu denen im Westen", lautete ihr pragmatischer Lösungsansatz. Heike Werner (Linke), die Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, sagte in ihrem Grußwort: "Menschen in Pflegeberufen leisten einen wichtigen Dienst für die Gesellschaft. Ihnen gebührt deshalb nicht nur großer Dank, sondern auch eine entsprechende Vergütung."
Als "Gift für den Fachberuf Altenpflege" bezeichneten Benkenstein und bpa-Geschäftsführer Herbert Mauel die geplante Zusammenlegung der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflegeausbildung, die auf Bundesebene immer noch nicht vom Tisch sei. Die Thüringer Landesregierung hatte sich ebenfalls gegen das Vorhaben ausgesprochen, da dadurch die Qualität der spezialisierten Ausbildungsberufe leiden würde. Benkenstein dankte Ministerin Heike Werner "für ihre klare Position" und bat die Landesregierung gleichzeitig erneut, das Schulgeld in privaten Altenpflegeschulen zu streichen, um die Attraktivität des Berufs für junge Menschen zu steigern. Der Start der dritten Stufe der Pflegereform mit neuen Pflegegraden und mehr Angeboten für Pflegebedürftige zum 1. Januar ist laut Benkenstein nur teilweise gelungen: "Obwohl seit Langem bekannt, haben die Krankenkassen es nicht geschafft, allen Pflegebedürftigen ihre neuen Einstufungen zukommen zu lassen. So blieb die Aufklärungsarbeit an uns hängen, was den ohnehin herausfordernden Arbeitsalltag weiter erschwert." Mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst kündigte Herbert Mauel Wahlprüfsteine an, die auch in Thüringen mit den Kandidatinnen und Kandidaten diskutiert werden: "Gute Pflege braucht gute Rahmenbedingungen, damit unsere mehr als 9.500 Mitglieder attraktive Angebote machen können."
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa) bildet mit mehr als 9.500 aktiven Mitgliedseinrichtungen (davon über 220 in Thüringen) die größte Interessenvertretung privater Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind im bpa organisiert.
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