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Fachtagung Soziale Dienstleistung 4.0: Herausforderung Digitalisierung

Über 140 Geschäftsführer und Vorstände diakonischer Einrichtungen und Träger folgten der Einladung der vier diakonischen Fachverbände Bundesverband evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB), Deutscher Evangelischer Krankenhausverband e.V. (DEKV), Deutscher evangelischer Verband für Altenarbeit und Pflege e.V. (Devap) und Verband diakonischer Dienstgeber in Deutschland e.V. (VdDD) am 14. und 15. Februar nach Göttingen zu kommen. Auf dem Programm stand die zweite Fachtagung "Soziale Dienstleistungen 4.0".

- Mit rund 140 Teilnehmern war die Tagung restlos ausgebucht.Foto: Loncaric

Die Folgeveranstaltung zur Tagung von 2016 widmete sich der unternehmensstrategischen Bedeutung der Digitalisierung und einem strategischen Personalmanagement im digitalen Zeitalter.

In seinem Eingangsvortrag betonte Prof Bernhard Kölmel von der Hochschule Pforzheim die Geschwindigkeit mit der die Digitalisierung voranschreite. "Es geht nicht um einen digitalen Zuckerguss, einzelne Leuchtturmprojekte oder nur mehr Effizienz: Um in Zukunft bestehen zu können, müssen neue Geschäftsmodelle entwickelt und damit neue Mehrwerte geschaffen werden. Es steht eine echte Wertschöpfungstransformation an." Unternehmen in Deutschland – auch Anbieter sozialer Dienstleistungen – müssten jetzt in den Diskurs um ethische Fragen eintreten.

In über 30 Projekten erprobt die Agaplesion gAG digitale Lösungen im Krankenhaus: ob Bewerbermanagement, Online-Sprechstunde, digitale Patientenakte oder Virtual Reality zur Behandlung von Angststörungen. "Digitalisierung ist bei uns Chefsache", erklärt Dr. Markus Horneber, Vorstandsvorsitzender der Agaplesion gAG und Vorstandsmitglied im VdDD und DEKV. "Die Haltung ist entscheidend, um einen derartigen Paradigmenwechsel bei den Mitarbeitenden zu verankern. Deswegen konzentrieren wir unsere Aktivitäten nicht auf einzelne Häuser, sondern beteiligen alle Einrichtungen aktiv an bestimmten Projekten. So ist es uns gelungen, alle leitenden Mitarbeitenden von der Notwendigkeit und von den Chancen der Digitalisierung zu überzeugen."

Konkrete Beispiele wurden in mehreren Fachworkshops diskutiert: Die Einsatzmöglichkeiten des 3D-Drucks in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen stellten Johannes Büsching von der Universität Paderborn und Kilian Wahl von den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel vor. Ferdinand Schäffler von der Evangelischen Heimstiftung präsentierte escos, einen aktiven, digitalen Pflegeassistenten. Wie eine digitale Plattformstrategie für diakonische Angebote aussehen kann, zeigten Harald Thiel von der Stephanus-Stiftung und Uwe Ufer von der Diakonie Michaelshoven in ihrem Workshop auf.

Zum Abschluss der Tagung zog Christian Dopheide, Vorstandsvorsitzender des VdDD und Vorsitzender der Evangelischen Stiftung Hephata das Fazit, Digitalisierung lasse sich nicht aufhalten: "Es ist eine Illusion, die Digitalisierung würde sich an die bestehenden Verhältnisse anpassen. Sie wird vielmehr zu Umwälzungen in allen gesellschaftlichen Bereichen führen und die soziale Arbeit grundlegend verändern. Wir, die diakonischen Unternehmen, werden mit diesen Änderungen ringen müssen – so wie wir es auf dieser Tagung bereits getan haben." Es gäbe gute Gründe, sich mutig diesem Wandel zu stellen, im Sinne der Kunden und Klienten: "Das Wunsch- und Wahlrecht kann gestärkt werden, wenn wir auf mehr Transparenz und eine stärkere Vernetzung setzen. Garantiert wird uns dieses nicht. Aber gerade deshalb ist es wichtig, sich für das Wahlrecht der Nutzer sozialer Dienstleistungen mit aller Kraft einzusetzen."