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Generation Ü65 nutzt zunehmend digitale Innovationen

Mit den Enkeln skypen oder sich von einer intelligenten Medikamentenbox die Tabletten dosieren lassen – immer mehr Menschen über 65 Jahren nutzen digitale Neuerungen, damit sie länger selbstbestimmt leben können. So können sich sogar 83 Prozent der Bundesbürger vorstellen, zu Hause einen hilfsbereiten Service-Roboter zu nutzen.

- Auch die Ü65-Generation entdeckt moderne Kommunikationsmittel - Tendenz stark zunehmend.Foto: Bertelsmann Stiftung

Die Zahl der Menschen über 65 Jahren steigt in Deutschland nach einer Prognose der Bertelsmann Stiftung bis zum Jahr 2030 um 41,5 Prozent an. Auch im hohen Alter wollen die meisten von ihnen selbstbestimmt leben, aktiver Teil der Gesellschaft bleiben, den Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen. Die Innovationen der Digitalisierung können dabei hilfreiche Dienste leisten. Das zeigt die Studie "Digitalisierung für mehr Optionen und Teilhabe im Alter", die das Institut für Innovation und Technik (iit) im Auftrag der Stiftung erstellt hat – sie ist Teil der Veröffentlichungsreihe zum Thema "Smart Country – Vernetzt. Intelligent. Digital."

"Es geht bei der Nutzung der Digitalisierung darum, dass Menschen aller Altersgruppen zu kompetenten und selbstbestimmten Akteuren werden, die die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts souverän und möglichst lange selbstständig bewältigen können", sagt Brigitte Mohn, Chefin der Bertelsmann Stiftung. Hierbei würden digitale Innovationen gerade auch den älteren Menschen immer mehr helfen.

69 Prozent der 60- bis 69-Jährigen und 36 Prozent der über 70-Jährigen nutzen das Internet mittlerweile regelmäßig. Auch ist zwischen 2007 und 2013 die Nutzung sozialer Netzwerke unter den Internet-Nutzern ab 50 Jahren von sieben auf 16 Prozent gestiegen. Die Digitalisierung eröffnet auch älteren Menschen neue Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Viele Ältere leben außerdem allein. Die Generation "Ü65" entdeckt daher zunehmend die modernen Kommunikationsmittel für sich – beispielsweise in Form der Video-Telefonie mit den Kindern und Enkeln.

Für ältere Menschen kann auch eine Video-Sprechstunde mit dem Hausarzt eine komfortable Lösung sein. Insbesondere in strukturschwachen Regionen, in denen kein Arzt vor Ort ist. Auch im Alltag kann Digitalisierung helfen. Die intelligente Medikamentenbox gibt täglich die richtige Dosis von Tabletten heraus und so genannte "Wearables" messen mittels tragbarer Sensoren zum Beispiel in Armbändern die Herzfrequenz oder den Puls.

83 Prozent der Bundesbürger können sich außerdem vorstellen, zu Hause einen Service-Roboter zu nutzen, wenn sie dadurch im Alter länger in den eigenen vier Wänden wohnen könnten. Die Forschung an Service-Robotern für den Einsatz in Haushalt, Pflege und Gesundheit halten daher 80 Prozent der Befragten für wichtig oder sogar sehr wichtig. Der automatische Rasenmäher oder Staubsauger ist dabei ein erster Schritt in diese Richtung und für viele Menschen schon normal. So genannte "Trink-Tracker", intelligente Becher, die kontrollieren wann ein Mensch wie viel getrunken hat, werden hingegen noch wenig eingesetzt.

"Der Erwerb von digitalen Kompetenzen im Alter beinhaltet sowohl die Aneignung spezifischen Wissens als auch von Fähigkeiten, die zum Umgang mit neuen Technologien befähigen", sagt Carsten Große Starmann, Leiter des Smart-Country-Projekts. "Für ältere Menschen bedeutet der Erwerb von Technikkompetenz nicht allein, dass sie eine spezifische App bedienen können, sondern vielmehr, dass sie mündiger und souveräner Teil einer immer digitaler werdenden Gesellschaft bleiben. Dazu müssen dringend auch Assistenz-Infrastrukturen für diese Altersgruppe geschaffen werden", so Große Starmann weiter. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seien dafür verantwortlich, dass die Entwicklung digitaler Kompetenzen mit technologischen Innovationen Schritt hält.