Unternehmen
Innenministerium verlangt Aufklärung zu Bezirksklinik Mittelfranken
Seit Wochen gibt es Kritik an der Leitung der Bezirkskliniken Mittelfranken – Klinikchef und Bezirkstagspräsident weisen das bislang zurück. Nun verlangt das bayerische Innenministerium Antworten.

Ansbach (dpa/lby) – Nach wiederholter Kritik am Vorstand der Bezirkskliniken Mittelfranken hat das Innenministerium als Aufsichtsbehörde den Bezirk um Stellungnahme gebeten. Zu den Inhalten des Schreibens wollte sich ein Sprecher von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Dienstag nicht äußern. Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» ("Planungschaos, sonnengöttliche Personalführung und ein fragwürdiger Deal") und der «Nürnberger Nachrichten» fragt das Ministerium unter anderem nach möglichen Interessenkollisionen bei Auftragsvergaben des Klinikums, nach der Fahrzeugflotte des Kommunalunternehmens und nach Kostensteigerungen und -kontrolle bei Bauvorhaben. Auch die Personalführung und die Bezüge von Klinik-Chef Helmut Nawratil werden demnach thematisiert. Die Stellungnahme des Bezirks werde abgewartet und dann geprüft, ob es Anlass für weitere Schritte gebe, sagte Herrmanns Sprecher. Bezirkstagspräsident Richard Bartsch (CSU) hatte den Verwaltungsrat des Klinikums am Dienstag zur Sitzung in Nürnberg einberufen. Im Anschluss sagte er, das Gremium habe die «Antworten, die wir gestern nach München geschickt haben, unisono akzeptiert». Die Vorwürfe, um die es gehe, seien allesamt nicht neu, sondern bereits in den vergangenen Jahren diskutiert worden. «Wir warten jetzt die Antwort des Ministeriums ab und diskutieren es dann mit Herrn Nawratil.» Zu Gerüchten um einen möglichen Rücktritt des Klinik-Chefs sagte Bartsch, es gebe es «keinen Grund, von unserem Entschluss von Ende Mai abzurücken». Damals wurde Nawratils Vertrag bis 2022 verlängert. Anlass für das Schreiben des Innenministeriums waren mehrere Medienberichte in den vergangenen Wochen. Darin wurde unter anderem der Leitungsstil Nawratils kritisiert ("während hohe Personalkosten der Klinik beklagt werden, fährt er einen teuren Campingbus als Dienstwagen") sowie sein Gehalt, das im kommenden Jahr um fast 50 Prozent auf 380.000 Euro jährlich steigen soll. Die SZ berichtete zudem von einer laut Zeitung intern umstrittenen Auftragsvergabe an eine Einkaufsgenossenschaft. Nawratil und Bartsch haben die Kritik stets zurückgewiesen. Bartsch sagte etwa, die Gehaltserhöhung spiegele die bisherigen Leistungen Nawratils und die aktuelle Marktlage eines Vorstands für ein Unternehmen mit rund 3000 Mitarbeitern wider. Nach einem Defizit von fast zehn Millionen Euro im Jahr 2012 schrieb das Klinikum unter Nawratil zwei Jahre später wieder schwarze Zahlen.
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