Unternehmen
Marienhaus-Gruppe macht Krankenhaus in Wadern dicht
Das Krankenhaus im saarländischen Wadern wird bis Ende des Jahres geschlossen. Grund dafür sei ein jährliches Defizit in Millionenhöhe, teilte der Träger, die Marienhaus Holding GmbH, am Dienstag im rheinland-pfälzischen Waldbreitbach mit. Zudem seien "verschärfte Rahmenbedingungen dafür ausschlaggebend." Auf dem bisherigen Krankenhausgelände soll "ein Senioren-Quartier" entstehen.

Das Krankenhaus in Wadern soll bis Ende 2017 geschlossen werden. Wirtschaftliche Gründe, nämlich ein jährliches Defizit in Millionenhöhe, sind dafür ausschlaggebend. Dies resultiert nicht zuletzt aus den deutlich verschlechterten Rahmenbedingungen, mit denen insbesondere kleine Krankenhäuser zu kämpfen haben. Für die betroffenen 190 Mitarbeiter will die Marienhaus Unternehmensgruppe auch und gerade in den trägereigenen Einrichtungen nach individuellen Lösungen suchen und will, wenn eben möglich, auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten.
Auch wenn damit der Klinikverbund Hochwald-Saar, den die Träger erst im März 2016 aus der Taufe gehoben hatten, einen von vier Standorten verliert, so sollen die Marienhausklinik St. Josef Losheim am See, das St. Josef-Krankenhaus Hermeskeil und das Caritas-Krankenhaus Lebach als Klinikverbund weiterhin eng zusammenarbeiten. Die Häuser in Wadern, Losheim und Hermeskeil gehören zur Marienhaus Unternehmensgruppe, Lebach ist eine Einrichtung der cusanus trägergesellschaft trier mbH, ctt. Über dietiefgreifenden Veränderungen informierte die Spitze der Marienhaus Unternehmensgruppe die Mitarbeiterschaft bei einer Mitarbeiterversammlung in Wadern.
Die Pläne, die Dr. Heinz-Jürgen Scheid, der Vorsitzende des Vorstandes der Marienhaus Stiftung, sowie die beiden Geschäftsführer Dr. Günter Merschbächer und Dr. Klaus-Peter Reimund für die einzelnen Standorte vorstellten, sehen wie folgt aus:
Das Krankenhaus in Wadern will die Marienhaus Unternehmensgruppe bis Ende 2017 schließen. Betroffen davon sind die Chirurgie und die Innere Medizin. Auf dem bisherigen Krankenhausgelände soll auf Dauer ein Neubau entstehen. Hier soll, so erläuterte Klaus-Peter Reimund die Pläne des Trägers, ein Senioren-Quartier entstehen – in direkter Nachbarschaft und unter Einbeziehung des Alten- und Pflegeheims St. Maria, das zugleich erweitert wird. Mit einer Tagespflege, einer Sozialstation, mit Arztpraxen und seniorengerechten Wohnungen.
Darüber hinaus will die Marienhaus Unternehmensgruppe (trotz der Schließung des Akutkrankenhauses) aktiv daran mitarbeiten, die medizinische Versorgung der Menschen in der Region auch in Zukunft sicherzustellen. Konkret sollen speziell ausgebildete Pflegekräfte die Hausärzte unterstützen und entlasten, etwa bei der Versorgung chronisch kranker Menschen. Das Projekt eines sogenannten ANP-Center – ANP steht für Advanced Nursing Practice – verfolgt das Ziel, neue Formen zur langfristigen Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in der Region zu etablieren. Für dieses Projekt zur Stärkung der medizinischen Grundversorgung im ländlichen Raum hofft der Träger auf eine Förderung aus Mitteln des Innovationsfonds.
Der Standort Losheim mit den Abteilungen Konservative Orthopädie und Innere Medizin soll erhalten bleiben. Schließlich ist die Konservative Orthopädie "eines unserer Leuchtturmprojekte in der Trägerschaft", so Dr. Reimund.
Das Leistungsspektrum des St. Josef-Krankenhauses Hermeskeil (es liegt als einziges der vier Häuser in Rheinland-Pfalz) soll ausgeweitet werden. Die Gespräche hierüber mit dem Land will der Träger nach den Worten von Günter Merschbächer zügig angehen.
Die weitere Entwicklung der Einrichtung in Lebach – insbesondere die anstehenden baulichen Maßnahmen, die vor dem Hintergrund der notwendigen Brandschutzmaßnahmen umzusetzen sind – erfolgt zeitnah, und zwar federführend durch die ctt als Trägerin des Caritas-Krankenhauses.
Mit Bedauern hat die saarländische Landesregierung die Entscheidung der Aufsichtsgremien der Marienhaus Kliniken GmbH zur Kenntnis genommen, wonach der Standort Wadern der Marienhauskliniken Wadern/Losheim zum Jahresende geschlossen werden soll. "Wir haben den Träger bei dem Prozess zur Errichtung eines Verbundklinikums Hochwald, bestehend aus vier Standorten, unterstützt und damit die Hoffnung verbunden, mit dem Verbundklinikum gute Voraussetzungen für den Träger und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen, um auch künftig hochwertige medizinische Leistungen anbieten zu können. Leider war es für den Träger nicht möglich, neue Patientinnen und Patienten zu gewinnen, sodass der Weiterbetrieb der chirurgischen und internistischen Abteilung am Standort Wadern wirtschaftlich nicht gehalten werden kann", so Gesundheitsministerin Monika Bachmann. "Wir werden bei der laufenden Krankenhausplanung für den Zeitraum 2018 bis 2025 das medizinische Angebot im Nordsaarland auf der Basis eines von einem Sachverständigen erstellten Gutachtens neu ausrichten müssen", so Bachmann.
Mit der Gründung einer Task Force unter der Leitung von Staatssekretär Stephan Kolling will die Landesregierung "mit allen Partnern die Fortentwicklung des medizinischen Angebotes sektorübergreifend" angehen. Kolling hat die Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland, der Krankenkassen, der Ärztekammer des Saarlandes, des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Saar, des Fördervereins, der Hausärzte, der Stadt Wadern und des Trägers bereits für kommenden Donnerstag eingeladen mit dem Ziel, einen Strukturplan für Wadern zu entwickeln. Auch habe Kolling bereits mit seinem rheinland-pfälzischen Kollegen David Langer telefoniert. "Wir müssen die Gesundheitsversorgung im nördlichen Saarland über die Landesgrenzen hinaus betrachten. So ist auch der Klinikverbund Nordsaar angelegt", so Bachmann.
Zur Unternehmensgruppe Marienhaus gehören unter anderem 20 Krankenhäuser, 29 Alten- und Pflegeheime sowie 9 Hospize in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen und dem Saarland. Die Marienhaus-Stiftung in Neuwied ist einer der größten christlichen Träger von sozialen Einrichtungen in Deutschland.
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