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Münchenstift: Rund die Hälfte wechselt auf neues Tarifsystem

Zum 1.1.2017 ist nach fast zweijährigen Tarifverhandlungen zwischen der MÜNCHENSTIFT GmbH und ver.di das neue Tarifsystem in Kraft getreten. Nach einem Jahr haben rund 230 von 666 Pflegefachkräften bei der MÜNCHENSTIFT den neuen Tarif TVöDplus gewählt.

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Das Tarifsystem besteht im Wesentlichen aus zwei Elementen:

  • Der sog. TVöDplus: Er gilt ausschließlich für Pflegefachkräfte. Diese starten mit einem Einstiegsgehalt von über 3.000 Euro. Nach 10 Jahren gleicht sich der TVöDplus dem TVÖD an.
  • Alle Pflegefachkräfte mit einer dreijährigen Ausbildung konnten/können diesen Tarifvertrag wählen.
  • Der Tarifvertrag gilt nicht nur für Neueinstellungen. Auch alle bereits bei der MÜNCHENSTIFT beschäftigten Pflegefachkräfte konnten sich bis Mitte 2017 für den TVöDplus entscheiden, wobei es sich vor allem mit einer Beschäftigungszeit von unter zehn Jahren für die MitarbeiterInnen rechnet.
  • Die stufenweise Abschaffung des Sanierungstarifvertrages (San-TV) der seit 2004 für alle Service- und Hilfskräfte bestand. Dieser wird durch jährliche Tarifsteigerungen bis 2022 auf die Höhe des TVÖD-B gehoben und dann abgeschafft.

"Durch den TVöDplus hat sich somit die Situation bei den BewerberInnen deutlich verbessert. Die MÜNCHENSTIFT hat seitdem deutlich weniger Probleme, ausreichend Fachkräfte zu finden. Die Befürchtungen anderer Träger, diese Maßnahmen könnten zu einem vermehrten Abzug der eigenen MitarbeiterInnen führen, hat sich indes nicht bewahrheitet. – Wer sich aber sowieso neu orientiert, für den ist die MÜNCHENSTIFT nochmals deutlich attraktiver geworden. Die Zahl der Leiharbeitskräftehat sich sehr stark reduziert von durchschnittlich 55 Leiharbeitskräften im Jahr 2016 auf ca. 5 im Jahr 2017", heißt es in einer Erklärung von MÜNCHENSTIFT.

Das Grundentgelt bei einem Berufsanfänger sei somit gut 12 Prozent höher als im TVöD. Auch langjährige Pflege-Fachkräfte würden beim Grundentgelt "immerhin noch von rund 6,4 % (bei Stufe 4, 6-jähriger Berufstätigkeit) mehr Vergütung" profitieren.

Am Beispiel eines Berufsanfängers bedeute dies, "dass dieser nach der Fachkraftausbildung im TVöDplus (Entgeltgruppe P7, Stufe 2) ein Grundentgeltvon 2.957 € statt 2.636 € im TVöD erhält. Mit der hinzukommenden Pflegezulage also über 3000 Euro Einstiegsgehalt". Hinzukommen normalweise noch Schicht- und Wechselschichtzulage.

Ein Großteil der Berufsgruppen, die unter den SanTV fallen, wurde direkt zu Beginn in den TVöD-B übergeleitet (z.B. BetreuungsassistentInnen, Präsenzkräfte, Küchenhilfen etc.).
Für die übrigen Berufsgruppen findet die Überleitung schrittweise statt: Jedes Jahr 40 Euro pro Monat mehr, bis spätestens Dezember 2022, bis der TVÖD-B erreicht ist. 299 MitarbeiterInnen wurden zum 01.01.2017 in den TVöD-B übergeleitet und 24 MitarbeiterInnen der Cafeterien neu in den TVöD-B eingruppiert. Etwa 250 MitarbeiterInnen im SanTV erhalten seitdem eine monatliche Zulage in Höhe von 40 Euro.

Siegfried Benker, Geschäftsführer MÜNCHENSTIFT, erläutert: "Durch die Maßnahmen der MÜNCHENSTIFT haben wir gezeigt, dass es möglich ist, in der Pflege angemessen zu bezahlen. Und deswegen zahlen wir ohne Wenn und Aber 3000 Euro für Pflegefachkräfte."

"Wenn MÜNCHENSTIFT es kann, können auch andere Anbieter entsprechende Tarifverträge abschließen", meint Christian Reischl, zuständiger ver.di-Gewerkschaftssekretär. Und weiter: "Sicherlich gehören viele Faktoren dazu, den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten – aber im teuren München müssen sich Pflegekräfte das Leben in der Stadt auch leisten können".