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Neue Studie: Gute Finanzlage bei Pflegeheimen

Die wirtschaftliche Situation der Pflegeheime in Deutschland ist einer neuen Studie zufolge gut. Allerdings würden in den nächsten Jahren durch die Alterung der Gesellschaft zunehmend Pflegeheimplätze und Personal fehlen, heißt es in dem am 23. November in Essen veröffentlichten "Pflegeheim Rating Report 2017" des RWI-Leibniz Instituts für Wirtschaftsforschung. So brauche es bis 2030 rund 271.000 zusätzliche stationären Pflegeplätze.

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Für die Studie hat das RWI gemeinsam mit Unternehmensberatungen die Jahresabschlüsse von 2.050 Pflegeheimen untersucht. Zudem wurden den Angaben nach statistische Daten der 13.600 stationären Einrichtungen und 13.300 ambulanten Dienste in Deutschland ausgewertet.
Im Jahr 2015 befanden sich laut Studie 82 Prozent der Pflegeheime wirtschaftlich im "grünen Bereich" mit geringer Insolvenzgefahr. Nur zwei Prozent seien im "roten Bereich" mit erhöhter Insolvenzgefahr. Die Ertragslage habe sich verbessert, hieß es. Während 2013 noch 20 Prozent der Einrichtungen einen Jahresverlust schrieben, waren es zwei Jahre später noch zehn Prozent. Insgesamt stieg der Anteil der Pflege am Gesundheitsmarkt den Angaben nach von 12,7 Prozent im Jahr 2013 auf 13,6 Prozent im Jahr 2015. Damit lag sie hinter den Krankenhäusern und den Arztpraxen an dritter Stelle. Hauptgrund für das Wachstum ist den Angaben zufolge die alternde Gesellschaft.
Die Zahl der Pflegebedürftigen, die im Jahr 2015 bundesweit bei rund 2,9 Millionen Menschen lag, werde bis 2030 voraussichtlich auf 4,1 Millionen steigen, schreiben die Autoren. Damit verbunden sei ein zusätzlicher Bedarf von voraussichtlich 271.000 stationären Pflegeplätzen bis 2030. Zugleich seien mindestens 130.000 zusätzliche Vollzeit-Pflegekräfte in der stationären Pflege und mehr als 83.000 Kräfte im ambulanten Bereich nötig.
Um zusätzliche Pflegeheimplätze einzurichten, sind nach Berechnungen der Studienautoren Neu- und Re-Investitionen in Höhe von 53 bis 85 Millionen Euro nötig. "Hierzu wird insbesondere privates Kapital benötigt", heißt es in dem Report. Die Politik müsse daher Heimgesetze schlank gestalten und gute Rahmenbedingungen für Investitionen schaffen.
Um dem Personalmangel zu begegnen, braucht es laut Studie mehr Auszubildende, aber auch eine höhere Verweildauer im Pflegeberuf und eine höhere Vollzeitquote. Dazu seien höhere Löhne, weniger Bürokratie, größeres gesellschaftliches Ansehen, bessere Karrierechancen und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig, hieß es. Damit höhere Löhne die wirtschaftliche Lage der Pflegeeinrichtungen nicht gefährden, empfehlen die Studienautoren etwa, Pflegeheimverbünde zu gründen. Sie könnten Ressourcen gemeinsam nutzen und Abläufe effizient gestalten.
Das RWI ist Mitglied der Leibnitz-Gesellschaft und wird vom Bund und vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert. Der eingetragene Verein berät nach eigenen Angaben vor allem Politik und Unternehmen.