Unternehmen
Paracelsus will Krankenhäuser trotz Insolvenz erhalten
Die neuen Konzernlenker der insolventen Paracelsus-Kliniken wollen trotz finanzieller Probleme keine Standorte schließen. "Es stehen keine Schließungen von Krankenhäusern an", sagte Reinhard Wichels, der den Umbau der Paracelsus-Kliniken leitet, der Deutschen Presse-Agentur. Ob trotzdem einzelne Ärzte und Pflegekräfte ihre Jobs verlieren, konnte er noch nicht sagen. Bis spätestens Anfang März soll eine Strategie für den Umbau des Klinik-Konzerns stehen. Zum Verkauf steht hingegen die Paracelsus-Klinik in Karlsruhe.

"Aktuell sondieren mögliche Käufer die Situation", sagte Reinhard Wichels, der den bevorstehenden Umbau der Paracelsus-Kliniken leitet. In Karlsruhe sind zurzeit 222 Mitarbeiter beschäftigt. Bis wann der Verkauf über die Bühne gehen soll, war nach Angaben einer Sprecherin zunächst unklar. In der Klinik hatte es unter anderem 2015 einen Skandal um verunreinigtes OP-Besteck gegeben. Die neue Führungsmannschaft der insolventen Paracelsus-Kliniken will die Krankenhäuser des Konzerns trotz finanzieller Probleme in Betrieb halten.
Im Konzern arbeiten 5.200 Menschen. Paracelsus hat rund 40 medizinische Einrichtungen, vor allem Krankenhäuser und Reha-Kliniken, an mehr als 20 deutschen Standorten.
Die Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH & Co. KGaA mit Sitz in Osnabrück hatte am 21.12.2017 beim Amtsgericht Osnabrück einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Dieser Schritt war notwendig, damit der Klinikverbund mit 40 Einrichtungen an 23 Standorten die Chancen einer nachhaltigen Sanierung im Interesse seiner Patienten, Mitarbeiter und Gläubiger nutzen kann.
Die Geschäftsführung wird darüber hinaus von den beiden Restrukturierungs- und Sanierungsexperten Rechtsanwalt Andreas Ziegenhagen und Rechtsanwalt Daniel F. Fritz als Generalbevollmächtigte beraten. Ziel ist es, die Klinikgruppe durch eine nachhaltige Sanierung für die Herausforderungen des Gesundheitsmarktes aufzustellen und eine optimale Gesundheitsversorgung für Patienten sowie weiterhin gute moderne und sichere Arbeitsplätze für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzubieten.
Der Klinikbetrieb läuft an allen Standorten und in allen Abteilungen unverändert weiter. Die medizinische, therapeutische und pflegerische Versorgung ist uneingeschränkt gesichert. Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ändert sich zunächst einmal nichts. Die Löhne und Gehälter der rund 5.200 Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld gesichert.
"Die Entscheidung über die Eigenverwaltung ist ein starkes Signal des Gesellschafters. Wir sehen diesen Schritt als Chance. Eine Chance, die wir aus Verantwortung gegenüber den Patienten, den Mitarbeitern und auch aufgrund des Versorgungsauftrags, den die Paracelsus-Kliniken in ihren Regionen haben, nutzen werden" sagt Sanierungsexperte Ziegenhagen. Der eingeschlagene Weg der Sanierung in Eigenverwaltung ermöglicht der Klinikgruppe eine konsequente Restrukturierung und tragfähige Fortführungsperspektive in kurzer Zeit. In den nächsten Monaten wird die Eigenverwaltung gemeinsam mit dem Management an einem konkreten Sanierungsplan arbeiten und diesen konsequent umsetzen. Diesen Kurs unterstützt die Arbeitnehmervertretung ausdrücklich: "Wir werden den eingeschlagenen Weg in vollem Umfang und mit vollem Engagement unterstützen", betont Gesamtbetriebsratsvorsitzende Sylvia Tausche.
Der Sanierungsbedarf ist entstanden, nachdem einzelne Standorte der Gruppe erhebliche Verluste geschrieben haben und dadurch die gesamte Klinikgruppe in finanzielle Schieflage geraten ist. Nun sollen im Zuge der Restrukturierung die defizitären Einrichtungen neu aufgestellt werden.
"Das ist für Patienten und Beschäftigte ein schlimmer Tag, der zeigt, welche Gefahren bestehen, wenn man das Gesundheitswesen als wichtigen Zweig der Daseinsvorsoge den Kapitalinteressen und Marktkräften überlässt. Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist das insbesondere ein paar Tage vor Weihnachten eine unheilvolle Botschaft", betonte Sylvia Bühler, im ver.di-Bundesvorstand zuständig für das Gesundheitswesen.
Betriebsräte, Arbeitnehmervertreter/innen im Aufsichtsrat und ver.di hätten immer wieder die Unternehmensstruktur kritisiert und auf die Gefahren hingewiesen. Das grundsätzliche Strukturproblem der zu großen Anzahl von Fachabteilungen in den Kliniken sei mehrfach auch in Sanierungsgutachten bestätigt worden, so ver.di.
Durch den Verzicht der Beschäftigten auf ihr Weihnachtsgeld in den Jahren 2013 und 2014 standen Investitionsmittel bereit, trotzdem seien notwendige Investitionen unterblieben. Im Oktober 2017 habe die ver.di-Tarifkommission bei Paracelsus einen erneuten Verzicht auf das tarifliche Weihnachtsgeld abgelehnt, da die vereinbarten Absprachen vom Arbeitgeber nicht eingehalten worden seien, heißt es in einer ver.di-Stellungnahme. Trotzdem sei das im November 2017 fällige Weihnachtsgeld schon nicht gezahlt worden. Das sei "ein deutlicher Hinweis auf die sich abzeichnende Zahlungsunfähigkeit des Konzerns" gewesen.
"Wir erwarten eine enge Zusammenarbeit mit den Betriebsräten und ver.di, um den Beschäftigten eine Perspektive zu bieten. Die Auszahlung der Entgelte muss sichergestellt werden. Die Versorgung der Patientinnen und Patienten darf nicht gefährdet werden", formuliert Sylvia Bühler die Anforderungen an den Insolvenzverwalter.
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