Bauprojekte

Stiftung Liebenau baut „Haus der Pflege“ in Tettnang

Spatenstich im Quartier St. Johann: Die Stiftung Liebenau baut hier in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Tettnang ein Haus für ältere und pflegebedürftige Menschen – " etwas ganz Besonderes, sowohl architektonisch als auch inhaltlich", so Stefanie Locher von der Geschäftsführung der Liebenau Leben im Alter gGmbH. Neben 45 Einzelzimmern entstehen in dem Gebäude auch zehn heimgebundene Wohnungen als Mietobjekte für Senioren. Im Sommer 2018 sollen die ersten Bewohner in den Neubau einziehen. Der Bedarf nach weiteren Pflegeplätzen ist aber deutlich größer – es gibt schon wieder Wartelisten für Heimplätze.

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Das neue "Haus der Pflege" – in direkter Nachbarschaft zu dem bestehenden Pflegeheim St. Johann und den "Lebensräumen für Jung und Alt" gelegen – ermöglicht älteren Bürgern, vor Ort in ihrem gewohnten Umfeld und in der Nähe ihrer Freunde und Familien zu bleiben.

Als sehr gelungen bezeichnete Dr. Berthold Broll, Vorstand der Stiftung Liebenau, Planung und Konzept dieses Pflege- und Wohnangebotes. So werde das neue Gebäude gut in die Umgebung passen und den Tettnanger Ortsteil auch städtebaulich bereichern. Im Hinblick auf die Baukosten in Höhe von insgesamt 8,7 Millionen Euro sprach Dr. Broll von einer "stattlichen Investition", die das Deutsche Hilfswerk (DHW) mit einem Zuschuss von rund 250.000 Euro unterstützt.

"Wichtig war für uns, dass hier etwas ganz Besonderes entsteht – sowohl architektonisch als auch inhaltlich", so Stefanie Locher von der Geschäftsführung der Liebenau Leben im Alter gemeinnützigen GmbH, die das Haus betreiben wird. Das von zwei Atrien geprägte Gebäude – geplant vom Tettnanger Büro "wassung bader architekten" – umfasst drei Wohngruppen mit insgesamt 45 Einzelzimmern. Jedes davon ist mit eigenem Bad ausgestattet, in den Gruppen gibt es jeweils einen großen Gemeinschaftsraum als Ess- und Wohnbereich sowie eine Küche. Das Angebot mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch multiprofessionelle Teams richtet sich an ältere, meist pflegebedürftige oder demente Menschen.

Darüber hinaus entstehen in dem Gebäude aber auch zehn barrierefreie Mietwohnungen für jeweils ein bis zwei Personen. "Dieses Angebot ist für Menschen, die die Selbstständigkeit im Alter schätzen, aber bei Bedarf Betreuungsleistungen in Anspruch nehmen wollen", erklärte Stefanie Locher. Das Konzept werde erstmalig in Tettnang umgesetzt und ergänze die bestehenden Einrichtungen zu einem "vielfältigen und sehr bunten Angebot für ältere Menschen" in der Gemeinde.

Wie beim Spatenstich bekannt gegeben wurde, wird das voraussichtlich bis Juli 2018 fertiggestellte Haus den Namen des Tettnanger Ehrenbürgers Dr. Albert Moll tragen. Der Geheime Hofrat und Arzt engagierte sich im 19. Jahrhundert für das Wohl bedürftiger Menschen. So behandelte er rund 45 000 Krankheitsfälle und impfte mehr als 15 000 Kinder gegen Pocken. Zudem habe er auch bei der Gründung der Stiftung Liebenau mit seinen Impulsen eine entscheidende Rolle gespielt, wie Vorstand Dr. Broll betonte.

Ignaz Wetzel, Sozialdezernent im Landratsamt des Bodenseekreises, verwies auf den wachsenden Bedarf an Plätzen in der Pflege und auf die angespannte Versorgungssituation im Kreis in Hinblick auf die demografische Entwicklung. So werde die Zahl der Hochbetagten, also Menschen im Alter von "85 plus", in den kommenden Jahren kräftig steigen. Bis zum Jahr 2020, so rechnete Wetzel vor, würden etwa 300 Heimplätze in der Altenhilfe fehlen. Umso wichtiger seien Projekte wie dieses in Tettnang: "Mit der Stiftung Liebenau hat der Bodenseekreis einen starken, innovativen Partner, um die soziale Infrastruktur im Kreis voranzubringen."

Tettnangs Bürgermeister Bruno Walter bestätigte die große Nachfrage nach Pflegeangeboten und verwies auf die langen Wartelisten und die dadurch entstehende Notlage vieler Bürger: "Sie suchen händeringend Plätze – und finden keinen." Deshalb sei auch er "froh, dass wir mit der Stiftung Liebenau hier einen unheimlich kompetenten Partner haben", in deren Einrichtungen ein guter Geist wirke. Das aktuelle Bauprojekt in seiner Gemeinde lobte er als ein "sehr zukunftsträchtiges Konzept".