Politik
Brandenburg will alternsgerechte Quartiersentwicklung forcieren
In Brandenburg wird nach Angaben des Sozialministeriums die Zahl der Menschen mit Pflegebedarf bis 2040 um 70.000 auf rund 173.000 steigen. "Darauf müssen wir uns jetzt einstellen", sagte Sozialministern Diana Golze (Linke) am Sonntag. Die neue Pflege-Broschüre "Zeit im Quartier" soll anhand von Projektbeispielen ermöglichen, den demografischen Wandel vor Ort zu gestalten.

Das Sozialministerium Brandenburg hat eine neue Broschüre mit dem Titel "Zeit im Quartier – Gemeinsam Lebensqualität vor Ort gestalten" veröffentlicht. "Schon mit kleinen Maßnahmen können Orte so gestaltet werden, dass ältere Menschen länger in ihrem vertrautem Wohnumfeld leben können. Die neue Broschüre ist eine Einladung an alle Kommunen, Vereine, Unternehmen und interessierte Bürgerinnen und Bürger, sich mit alternsgerechter Quartiersentwicklung als Antwort auf den demografischen Wandel intensiver zu beschäftigen", erklärt Sozialministerin Diana Golze (Linke). Die Broschüre hat die "Fachstelle Altern und Pflege im Quartier im Land Brandenburg" (FAPIQ) im Rahmen der Brandenburger Pflegeoffensive verfasst. Sie kann kostenfrei beim Sozialministerium bestellt werden.
Die 60-seitige Broschüre skizziert zunächst die demografische Ausgangslage: Derzeit leben in Brandenburg rund 540.000 Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Laut der Bevölkerungsprognose steigt diese Zahl bis zum Jahr 2040 auf über 802.000. Damit steigt der Anteil dieser Bevölkerungsgruppe von 22 Prozent auf 37 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Noch deutlicher ist der zu erwartende Anstieg bei der Anzahl der über 80-jährigen: von derzeit rund 135.000 auf über 292.000. Das würde eine Verdoppelung der Zahl der "Hochaltrigen" bedeuten.
Ministerin Golze: "In einer immer älter werdenden Gesellschaft wird es auch immer mehr hilfe- und pflegebedürftige Menschen geben. Wir rechnen damit, dass die Anzahl der Pflegebedürftigen im Land Brandenburg bis zum Jahr 2040 um 70.000 auf über 173.000 Menschen ansteigen könnte. Darauf müssen wir uns jetzt einstellen und Strukturen schaffen, die diesen Anstieg bremsen oder sogar verhindern. Mit der Brandenburger Pflegeoffensive haben wir früh begonnen, wichtige Maßnahmen anzustoßen. Aber auch die Kommunen sind gefordert, Wohnquartiere und Stadtteile auf die besonderen Bedürfnisse von immer mehr Seniorinnen und Senioren anzupassen. Schon kleine Projekte, die mit wenig Einsatz und Mitteln zu realisieren sind, eignen sich hierfür besonders gut. Und von alternsgerechten Quartieren profitieren am Ende alle Generationen."
In der Broschüre wird der Ansatz der alternsgerechten Quartiersentwicklung verständlich erklärt und mit zahlreichen Projektbeispielen veranschaulicht. Eine Checkliste soll Kommunen helfen, sich einen ersten Überblick darüber zu verschaffen, wie alternsfreundlich sie sind. Welche Maßnahmen und Ziele in den einzelnen Orten von Bedeutung sind, kann äußerst verschieden sein. Das hängt in erster Linie davon ab, was die Menschen vor Ort brauchen, was ihr Bedarf ist. Zu den zentralen Themenbereichen gehören hier: Wohnen, Nachbarschaft, Versorgung, Mobilität und Beteiligung. Quartiersentwicklung nimmt all diese Bereiche in den Blick und versucht sie sinnvoll und wirksam aufeinander abzustimmen und zu vernetzen.
Im Bereich der Bürgerbeteiligung aber auch der Konzeptentwicklung stehen Fördermittel zur Verfügung. Investitionen, zum Beispiel in die barrierefreie Gestaltung von Gemeindehäusern, lassen sich im ländlichen Raum durch LEADER-Mittel bezuschussen. Zentral ist in den meisten Fällen die Finanzierung einer Quartierskoordination oder eines Quartiersmanagements bzw. eines sogenannten "Dorfkümmerers".
Je mehr Institutionen, Unternehmen und andere Beteiligte beispielsweise in einer Quartiersstiftung oder Bürgerstiftung aktiv sind, umso breiter ist die Basis der Finanzierung aus dem Quartier heraus. Hierbei handelt es sich um eine freiwillige Abgabe zur Finanzierung der Stiftungsziele, diese ist oft nur in Verbindung mit anderen Zuschüssen in der Lage, Projekte auskömmlich zu finanzieren. Vorstellbar wäre eine Kombination mit Haushaltsmitteln der Kommune im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge. Da es sich hier um eine freiwillige Leistung handelt, die vor dem Hintergrund der Haushaltslage nur begrenzt umsetzbar ist, könnte gerade hier die Bündelung verschiedener Finanzierungsquellen hilfreich sein.
- Die Broschüre "Zeit im Quartier" kann kostenfrei beim Sozialministerium des Landes Brandenburg per Telefon 0331 866-5044 oder über die Internetseite www.masgf.brandenburg.de (Menüpunkt "Publikationen") bestellt werden.
Hintergrund
Die "Fachstelle Altern und Pflege im Quartier" ist die größte Maßnahme der Brandenburger Pflegeoffensive, die Sozialministerin Diana Golze im Herbst 2015 gestartet hat. Die FAPIQ soll dazu beitragen, die Landkreise und kreisfreien Städte, Initiativen und Akteure vor Ort bei der Entwicklung einer regionalspezifischen Infrastruktur zu unterstützen. Sie bietet u.a. Beratung, Begleitung und Qualifizierung an und fördert den Erfahrungsaustausch zu guten Praxis-Beispielen.
Die Fachstelle hat Standorte in Potsdam, Eberswalde, Neuruppin, Luckenwalde und Lübben. Das Projekt wird gefördert vom Sozialministerium, den Landesverbänden d
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