Politik

DEVAP-Chef Schneider: Bundespflegekammer ist eine „Mogelpackung“

Bernhard Schneider, der Vorsitzende des Deutschen Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege (DEVAP), lehnt die Einführung einer Bundespflegekammer ab. Ein solches Gremium verursache "Zusatzkosten und Mehraufwand", führe zu neuen "Funktionärsposten" und zu "Frust bei den Pflegekräften", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd).

- DEVAP-Vorsitzender Bernhard Schneider: "Pflegekammern versprechen Antworten auf dringende Fragen, die sie aber nicht liefern können."Foto: DEVAP

Im Gespräch mit dem epd warnte Bernhard Schneider, hauptberuflich Hauptgeschäftsführer der Evangelische Heimstiftung in Stuttgart, davor, eine Bundespflegekammer als Spitzenorganisation der Selbstverwaltung analog zu Anwalts- oder Ärztekammern zu schaffen, weil sie "zu Frust bei den Pflegekräften führen wird, indem bessere Bezahlung, Mitsprache und Anerkennung des Jobs in Aussicht gestellt werden", aber diese Forderungen nicht eingelöst werden könnten. Schneider sprach von "einem Märchen schönster Sorte". Statt Pflegekammern zu schaffen, wie sie bereits in Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Niedersachsen existieren bzw auf den weg gebracht worden seien, sollte die Politik ihre Reformkraft dafür einsetzen, die Pflegeversicherung so umzustrukturieren, dass Pflegekräfte einen besser anerkannten, fair bezahlten Beruf und Pflegebedürftige eine bezahlbare Versorgung bekommen. Pflegekammern sind laut Schneider "Mogelpackungen". Sie versprächen Antworten auf dringende Fragen, die sie nicht liefern könnten. Es gebe bereits mehr als genug Organisationen, die sich mit Nachdruck für die Pflege einsetzen: Gewerkschaften, Wohlfahrts-, Berufs-, Fachverbände und Pflegerat: "17 Pflegekammern sind da obsolet." Die Aufgaben, die eine Kammer übernehmen soll, erfüllten bereits andere Organisationen: "Das gilt auch für eine bessere Bezahlung, denn darüber entscheiden Gewerkschaften und Arbeitgeber als Sozialpartner. Auch Pflege-Standards kann nicht ausschließlich eine Pflegekammer entwickeln, sondern sie müssen mit weiteren Akteuren abgestimmt werden, so wie das bereits geschieht." Vor allem würde eine Pflegekammer neue Kosten verursachen, warnte der Verbandchef. Sie würden über monatliche Zwangsbeiträge der Pflegekräfte finanziert: "Wer die gesellschaftliche Anerkennung und das Image der Pflege stärken will, wird das nicht über Zwangsmitgliedschaft und zusätzliche Bürokratie erreichen." Dennoch sei es richtig, Pflegekräften eine kräftige Stimme zu geben. Die Politik müsse Reformen zu suchen, die den Pflegekräften den Rücken stärkten und die Pflegebedürftigen finanziell entlasteten, forderte Schneider.