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Kältehilfe: Diakonie, Caritas und DRK ziehen Bilanz
Diakonie, Caritas und DRK zogen zur Berliner Kältehilfe Ende März Bilanz. Ursprünglich endete hier die Kältehilfeperiode, doch erstmalig stehen in diesem Doppelhaushalt 2018/2019 Mittel für 500 Plätze bis Ende April bereit.

Diese Ausweitung wird von den Akteuren der Kältehilfe begrüßt, jedoch auch gemahnt, dass die Kältehilfe weiterhin ein reines Nothilfeprogramm ist und dem Überlebensschutz dient. Die Kältehilfe kann keine dauerhafte Lösung sein, sie unterstützt lediglich die Menschen, die noch nicht vom Hilfesystem erreicht wurden.
Bereits seit 28 Jahren bieten evangelische und katholische Kirchengemeinden sowie Einrichtungen der Diakonie und Caritas Übernachtungsplätze während der Winterzeit, um Menschen vor dem Erfrierungstod zu bewahren. Dank der Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, den Berliner Bezirken und mithilfe zahlreicher Ehrenamtlicher können diese Notunterkünfte und Anlaufstellen zur Verfügung gestellt werden. Zum Start der Kältehilfe im November 2017 standen 722 Plätze zur Verfügung, zum Ende der Kältehilfe im März diesen Jahres waren es 1166 Plätze, so viele wie noch nie.
"Wir brauchen vor allem Hilfen, die aus der Misere Wohnungslosigkeit herausführen: Wir brauchen zuverlässige Prävention – niemand darf seine Wohnung mehr verlieren! Wir brauchen die aufsuchende Beratung für die, die schon aufgegeben und sich mit der Parkbank abgefunden haben! Wir brauchen viel mehr Beratung und Betreutes Wohnen für die, die aus der Wohnungslosigkeit herauskommen wollen. Vor allem brauchen wir bezahlbare Wohnungen!" fordert Barbara Eschen, Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V.
"Es gab in diesem Winter mehr Notunterkünfte als je zuvor; aber nicht nur die Zahl der Notschlafplätze ging in die Höhe. Immer mehr Menschen, die die Kältehilfe aufsuchen, sind in einer sehr schlechten gesundheitlichen Verfassung. Auffällig sind viele psychiatrische und Suchterkrankungen, die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort überfordern. Die meisten obdachlosen Menschen in Berlin werden durch die Regelangebote der medizinischen Versorgung nicht erfasst. Eine besondere Gruppe, die vermehrt in der Kältehilfe auftaucht sind Rollstuhlfahrer. Hier stoßen alle Beteiligten an ihre Grenzen. Es ist ein Skandal, dass Rollstuhlfahrer auf die Angebote der Kältehilfe zurückgreifen müssen" erläutert Prof. Dr. Ulrike Kostka, Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin e.V.
"Wir plädieren daher dafür, nicht nur die Notübernachtungsplätze, sondern vielfältige und flexible Beratungs- und Begleitungsangebote weiter auszubauen. Wir sollten alles tun, um möglichst vielen Nutzerinnen und Nutzern dabei zu helfen, zu einem möglichst frühen Zeitpunkt ‚die Kurve zu kriegen‘. Wir freuen uns über alle, die auf das Notversorgungssystem der Berliner Kältehilfe nicht (mehr) angewiesen sind." so Nora Marwig, Koordinatorin Notübernachtung Neuen Chance gGmbH.
Aber auch private Unternehmen haben sich für Obdachlose in den letzten Monaten engagiert. So hat das bei der Altenheim EXPO 2017 von Vincentz Network als "Investor des Jahres" ausgezeichnete Sozialimmobilien-Unternehmen Hemsö den mit 5.000 Euro dotierten Preis an die Berliner Stadtmission gespendet. Aus diesem Anlass war Hemsö-Geschäftsfüher Jens Nagel gemeinsam mit Markus Bienentreu von TERRANUS eine Nacht im Berliner Kältebus unterwegs.
"Was die beiden Kältebusse der Berliner Stadtmission leisten, ist im wahrsten Sinne des Wortes überlebenswichtig, davon konnten wir uns allein in dieser Nachtschicht überzeugen", sagte Bienentreu. Er ist Geschäftsführer des Sozialimmobilien-Spezialmaklers TERRANUS, der das Preisgeld gesponsert hatte. "Umso mehr freut es mich, dass Hemsö mit seiner Spende diese wichtige Aktion unterstützt."
Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und Schneeschauern fuhren Nagel und Bienentreu gemeinsam mit Sophia Block von der ganzjährig geöffneten Notübernachtung in der Franklinstraße in der Nacht zum 10. Februar durch die Hauptstadt. Am Steuer des Kältebusses saß Oliver Stemmann vom Pflegeheim-Betreiber Alloheim Senioren-Residenzen SE, der seit 6 Jahren regelmäßig 10 bis12 mal im Winter ehrenamtlich den Kältebus fährt. Auch Alloheim unterstützt den Kältebus der Berliner Stadtmission seit 2011 jeden Winter mit einer Spende von 5.000 EURO. Insgesamt versorgte das Team bis in die Morgenstunden 28 Wohnungslose mit heißem Tee, Kleidungsstücken und Schlafsäcken und brachte fünf von ihnen in eine Notunterkunft.
Der Berliner Kältebus war 1994 als spontane Reaktion auf den Erfrierungstod eines Obdachlosen ins Leben gerufen worden. Seitdem ist der Bus in den Wintermonaten während der Abend- und Nachtstunden unterwegs und hilft Obdachlosen, die aus eigener Kraft keinen warmen Schlafplatz mehr aufsuchen können oder draußen bleiben wollen, weil sie Hilfe nicht annehmen können. Der wichtige Auftrag ist es, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen und auf diese Weise unzähligen obdachlosen Menschen das Leben zu retten.
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