Politik

Laut Giffey verdienen Pflegekräfte zu wenig

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) führt den Fachkräftemangel in der Pflege auf die geringe Bezahlung zurück.

- Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey (Mitte, hinten) besuchte die Schule für Altenpflege des Evangelischen Johannesstifts.Foto: Manuel Tennert

Giffey sagte am 18. April in Berlin beim Besuch einer Altenpflegeschule im Evangelischen Johannesstift: "Wer Menschen pflegt und sich um sie kümmert, verdient Anerkennung und bekommt doch leider viel zu wenig Geld für diese verantwortungsvolle Aufgabe. Das ist der Grund, warum wir einen Mangel an Fachkräften in der Pflege haben." Das fange schon mit dem Schulgeld für die Ausbildung an. Deshalb werde es 2020 endgültig abgeschafft. Azubis in der Pflege bekämen stattdessen eine Ausbildungsvergütung, sagte die Ministerin. 2020 soll die modernisierte Ausbildung starten, in der die Lerninhalte für Kranken- und Kinderkrankenpflege sowie die Altenpflege weitgehend zusammengeführt werden. Das Gesetz zur Pflegeberufereform hatte noch der vorige Bundestag verabschiedet. Giffey und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) haben inzwischen die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung auf den Weg gebracht.

Die Ministerin wurde vom Stiftsvorsteher des Evangelischen Johannesstifts und dem Sprecher des Vorstandes der Paul Gerhardt Diakonie gAG, Pfarrer Martin von Essen sowie von Wilfried Wesemann, Geschäftsführer der Altenhilfe im Evangelischen Johannesstift und Mitglied des Vorstandes des DEVAP (Deutscher Evangelischer Verband für Altenarbeit und Pflege e.V.) begrüßt. Im anschließenden Fachgespräch mit Vertretern aus dem Evangelischen Johannesstift sowie des DEVAP unterstrich Wilfried Wesemann die Forderungen der Altenpflege: "In der Altenpflege fehlen perspektivisch zehntausende Fachkräfte. Um zu verhindern, dass wir hier auf eine soziale Katastrophe zusteuern, ist es notwendig, nicht nur den Pflegeberuf, sondern gerade auch die Pflegeausbildung attraktiver zu machen." Dazu gehöre aus Perspektive des DEVAP eine gesetzgeberische Gleichbehandlung von Kranken- und Altenpflegeschulen; vorallem in Hinblick auf die Finanzierung. Desweiteren fordere der Verband eine Stärkung der berufsbegleitenden Ausbildung. "Doch für diese Fachkraft-Qualifizierung braucht es Investitionen und nachhaltige Strukturen", so Wesemann weiter.

Prof. von Schwanenflügel, Abteilungsleiter im BMFSFJ, antwortete auf die Frage, ob es auf Bundesebene Bestrebungen gibt, um die Gleichwertigkeit der Pflegehelfer- und Assistenzabschlüsse künftig bundesweit zu gewährleisten: "Primäres Ziel ist es jetzt, dass Pflegeberufegesetz mit den dazugehörigen Verordnungen schnellstmöglich auf den Weg zu bringen. Im Anschluss könne das Ministerium gern gemeinsam mit dem DEVAP an die Länder herantreten, um entsprechende Beschlüsse zur bundesweiten Vereinheitlichung anzuregen." Die Ministerin ergänzte, dass "der Focus natürlich auf der Ausbildung von Pflegefachkräften liegen sollte. Hier müssen Anreize geschaffen werden, um diesen Qualifizierungsweg attraktiver zu gestalten."

Um sich einen lebensnahen Eindruck der Altenpflegeausbildung machen zu können, kam die Familienministerin auch mit Schülern und Schülerinnen des dritten Ausbildungsjahres der berufsbezogenen Altenpflegeausbildung ins Gespräch. Um das Image der Pflegeberufe in der Gesellschaft ging es auch im Dialog zwischen Ministerin und Pflegeschülern. "Es muss cool werden, Pflegefachkraft zu sein", so die Familienministerin. Anna Schlicht, Schulbereichsleitung, fasste das Anliegen der Betroffenen so zusammen: "Das Arbeiten in der Altenpflege ist ein wunderbarer, erfüllender Beruf. Für so eine hochspezialisierte, professionelle Tätigkeit benötigen wir qualifizierte und motivierte Arbeitskräfte. Daher müssen die strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen der Komplexität der Pflegeausbildung angepasst werden. In ein so wichtiges Arbeitsfeld muss jetzt investiert werden."