Politik

Mitarbeiter von Pflegestützpunkten sehen Engpässe bei Versorgung

Die Suche nach einem ambulanten Pflegedienst wird für so manchen Betroffenen in ländlichen Regionen immer schwieriger. In Rheinland-Pfalz gebe es in Sachen Pflegeversorgung "weiße Flecken" auf der Landkarte, monieren Involvierte gegenüber der Deutschen Presseagentur. Dabei hat die Zahl der ambulanten Dienste in den vergangenen Jahren zugenommen. Das rheinland-pfälzische Sozialministerium in Mainz sieht nach eigenen Angaben dagegen keine belastbaren Hinweise auf Versorgungsengpässe in der ambulanten Pflege.

- Foto: dpa/Jens Büttner

Einen Pflegedienst in den ländlichen Gegenden von Rheinland-Pfalz zu finden, kann zur Herausforderung werden. Seit Jahren kämen vermehrt Anfragen aus Gebieten, für die sie eigentlich nicht zuständig sei, sagt Anja Bindges, Bereichsleiterin für ambulante Dienste der Diakonie in Bad Kreuznach. Aber viele Kilometer Fahrt für eine Insulinspritze? Das lohne sich kaum. Besonders in abgelegenen Regionen sei es für ambulante Dienste schwer, wirtschaftlich zu arbeiten, sagt Bindges. Manche Ortschaften in Rheinland-Pfalz seien schon heute "weiße Flecken" auf der Landkarte.

Dabei ist die Zahl der ambulanten Pflegedienste in Rheinland-Pfalz nach Angaben des Statistischen Landesamtes von 2013 auf 2015 um 37 auf 488 gewachsen. Es seien genügend Dienste vorhanden, sagt Pflegestützpunkt-Mitarbeiterin Maier. Nur seien die meist ausgelastet. Es mangelt an Personal – laut eines im März veröffentlichten Gutachtens der Universität Frankfurt fehlten bereits 2015 in Rheinland-Pfalz 1142 Gesundheits- und Krankenpfleger sowie 912 Altenpfleger. Diese Zahlen werden sich demnach voraussichtlich bis 2030 verdoppeln.

Hinzu kommt der demografische Wandel, der die Situation verschärft, wie der Vallendarer Pflegewissenschaftler und Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung, Frank Weidner, betont: "Der Bedarf wächst kontinuierlich jedes Jahr weiter." Auch das verdeutlicht die Statistik: Neben der Zahl der Pflegedienste steigt die Zahl derer, die sie zu betreuen haben. Besonders groß ist diese in ländlichen Gegenden: Im Schnitt betreute 2015 ein Pflegedienst im Land 62 Menschen – im Rhein-Hunsrück-Kreis etwa waren es 138. 

Mit 121 zu pflegenden Menschen pro ambulantem Dienst gehört auch Kusel zu den Kreisen mit hoher Auslastung. Die sei vor allem seit der Umstellung auf Pflegegrade im Januar gestiegen, berichtet Kerstin Seyler vom ansässigen Pflegestützpunkt. Der neue Pflegegrad 1 verursache eine große Nachfrage nach Haushaltsleistungen wie Einkaufen und Wäsche waschen. Den zwei Pflegediensten in der Umgebung fehle es dafür aber an Kapazität. Ähnliches schildern Mitarbeiter von Pflegestützpunkten im Kreis Mainz-Bingen und im Westerwaldkreis.

Doch gerade in kleinen, abgelegenen Orten sind Bedürftige auf eine gute ambulante Versorgung angewiesen. Dort gebe es immer weniger junge Menschen, die meisten ziehe es in die Städte, sagt Bindges aus Bad Kreuznach. Eine der traurigen Folgen sei, dass Betroffene in abgelegenen Regionen eher geneigt seien, schlechte Pflege zu akzeptieren, sagt Marlen Holnick vom Sozialverband VdK – aus Mangel an Alternativen.

Das rheinland-pfälzische Sozialministerium in Mainz sieht nach eigenen Angaben dagegen keine belastbaren Hinweise auf Versorgungsengpässe in der ambulanten Pflege. Dem Ministerium seien "vergleichbare Schilderungen zu Schwierigkeiten für Betroffene, einen ambulanten Pflegedienst im ländlichen Raum zu finden und mitunter lange Wartezeiten zu erdulden, nicht bekannt", heißt es auf Anfrage der Deutschen Presseagentur.