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Samariterstiftung: Orientierung am Gemeinwohl ist jetzt amtlich

"Wir sind ein freigemeinnütziger Träger und verstehen unsere Arbeit in einem weiten Horizont. Besonders die Orientierung am Gemeinwohl ist uns wichtig und leitend für unsere Entscheidungen", versichert Frank Wößner, Vorstandsvorsitzender der Samariterstiftung.

- Brigitte Lösch ist neue Stiftungsratsvorsitzende der SamariterstiftungFoto: Samariterstiftung

Diese Weite nimmt auch die neue Stiftungsratsvorsitzende positiv wahr: "Das ist das Einzigartige an der Stiftung: hier steht nicht die Frage im Vordergrund, wie ich an noch mehr Wachstum komme, sondern es ist wichtig, dass Menschenwürde, Solidarität und andere menschliche Werte zum Kontext des Wirtschaftens unabdingbar dazu gehören." Vor diesem Hintergrund ist auch das neueste Engagement der Stiftung zu sehen: die Samariterstiftung hat Pionierarbeit geleistet und eine Gemeinwohlbilanz erstellt und sich entsprechen zertifizieren lassen.

Die Gemeinwohl-Bilanz zielt darauf darzustellen, inwiefern das unternehmerische Wirken auch zum Wohl der Allgemeinheit beiträgt. Zur kaufmännischen Bilanz tritt die Gemeinwohlbilanz und Wößner fügt hinzu: "Als Stiftung sind wir in diesem Sinne ein gemeinwohlorientiertes Unternehmen, das wollen wir auch zeigen". Um den Satzungszweck – Wir helfen Menschen – gut umsetzen zu können, braucht es beides: Professionelles Wirtschaften und klare Werteorientierung".
Dieses Engagement freut auch die neue Vorsitzende des Stiftungsrates der Samariterstiftung. Die Landtagsabgeordnete Brigitte Lösch, 55 Jahre, löst Dr. Eberhard Leibing ab, der sich nach 24 Jahren im Amt nicht mehr zur Wahl gestellt hat. Im Gespräch erzählt sie, was die neue Aufgabe so besonders macht. "Ich freue mich sehr darüber, dass ich jetzt den Vorsitz des Stiftungsrates der Samariterstiftung übernehme", sagt die Grünen-Politikerin.

Die Samariterstiftung ist eine kirchliche Stiftung und Mitglied im Diakonischen Werk Württemberg. Sie bietet in Württemberg soziale Dienstleitungen an und betreibt über 60 Häuser, Einrichtungen und Dienste. 4500 Menschen werden in der Altenhilfe und –pflege sowie in der Eingliederungshilfe betreut und begleitet. An 27 Standorten wirken etwa 2700 Mitarbeitende zum Wohle der Menschen, die ihnen anvertraut sind.
"Die Arbeit für und mit Menschen – gerade in der Pflege – braucht entsprechende Wertschätzung", sagt Brigitte Lösch. Außer einer ordentlichen Bezahlung sei dies ein wichtiger Faktor, um Fachkräfte zu bekommen. Diese Wertschätzung finde sich bei der Samariterstiftung. "Die Vielfalt der hier betriebenen Konzepte, von Kleinheimen über Hausgemeinschaften bis hin zur Quartiersarbeit, dies alles weiterzuentwickeln, voranzutreiben und unter die Menschen zu bringen, das ist eine großartige Sache. Dafür will ich mit meiner Zeit und mit meinen Kontakten eintreten", verspricht die neue Stiftungsratsvorsitzende.
Sie weiß, wovon sie spricht. Als ausgebildete Sozialpädagogin und langjährige Sozialexpertin der Landespolitik sind ihr das Ehrenamt oder die Quartiersarbeit keine fremden Begriffe. Sie kommt aus der Kinder- und Jugendarbeit und wird nun über ihre Tätigkeit als Stiftungsratsvorsitzende nochmal ein neues Aufgabenfeld kennenlernen. "Ich werde die Häuser der Stiftung besuchen und vor Ort die Arbeit kennenlernen, die in der Praxis geleistet wird. Ich will wissen, wovon ich rede." Sie will dafür werben, dass sich das Bild von Pflegeheimen in der Öffentlichkeit ändert und dass Pflegekräfte angemessen entlohnt werden. In Sachen Quartier ist die Vorsitzende des Bildungsausschusses im Landtag bestens gerüstet. Quartier 2020 gehört zu den neuen Landesstrategien des Sozialministeriums – es geht hierbei um eine Neuorganisation des Zusammenlebens der Generationen und des Lebens im Alter. "Dies ist auch ein Schwerpunkt der Samariterstiftung für die Zukunft", ergänzt sie. Bei einem entsprechenden Ideenwettbewerb des Landes haben sich auch die Stadt Nürtingen mit dem Gebiet "Klein-Tischardt", die Städte Pfullingen, Neuhausen und Leonberg daran beteiligt. Das Nürtinger Quartier ist vom Sozialministerium des Landes ausgewählt worden und wird in den kommenden Jahren auch finanziell unterstützt, damit Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf so lange wie möglich selbstständig in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können. "Solche Konzepte brauchen wir", ist sich Brigitte Lösch sicher, "So entstehen nachbarschaftliche Strukturen. Und so wächst neuer Raum, damit sich auch junge Menschen künftig ehrenamtlich engagieren werden. Das möchten sie nämlich nicht mehr über lange Zeiträume hinweg machen, wie zum Beispiel in einem Verein, sondern eher konkret in einem Projekt."
Brigitte Lösch ist seit 2001 Mitglied des Landtags für die Grünen und seit 2016 Vorsitzende des Bildungsausschusses. Von 2006 bis 2011 war sie Vorsitzende des Sozialausschusses und 2011 bis 2016 Vizepräsidentin des Landtags von Baden-Württemberg. Die 55jährige ist in Geislingen geboren und saß dort auch etliche Jahre im Gemeinderat und hat die Entstehung des Samariterstifts in Geislingen von Anfang an begleitet und unterstützt. Sie ist seit 2204 Gründungsstifterin der Stiftung Zeit für Menschen, eine Initiative der Samariterstiftung, sowie Mitglied der Synode der evangelischen Landeskirche in Württemberg.