Politik
Sucht im Alter wird wichtiges Thema in Pflegeheimen
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) will die Versorgung älterer Menschen mit Suchterkrankungen verbessern; ihre Zahl werde künftig stark ansteigen. Auch Alten- und Pflegeheime sollten sich verstärkt auf dieses Thema einstellen. Ein Modellprojekt vernetzt Suchthilfe mit Altenhilfe-Einrichtungen, um in Heimen eine bedarfsgerechten Betreuung anbieten zu können.

"Sucht im Alter ist derzeit noch ein Tabuthema. Es ist aber wichtig, dass Betroffene und ihre Angehörigen Hilfe in Anspruch nehmen", so Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml. Nach Einschätzung von Experten werde die Zahl älterer suchtkranker Menschen stark ansteigen. Dadurch seien auch Pflegekräfte und Angehörige häufiger als bisher mit entsprechenden Problemen konfrontiert. Mein Ziel ist, dass wir suchtkranken Menschen auch in höherem Alter eine bedarfsgerechte Betreuung anbieten können."
Das bayerische Gesundheits- und Pflegeministerium fördert deshalb das Nürnberger Modellprojekt "Hilfe für suchtgefährdete, alte Menschen" (SAM) mit rund 155.000 Euro. Es wurde am Donnerstag im Suchthilfezentrum Nürnberg vorgestellt. Träger des auf drei Jahre angelegten Projekts ist die Stadtmission Nürnberg.
Die Ministerin erläuterte: "Auf den wachsenden Beratungsbedarf für ältere suchtkranke Menschen müssen sich auch Alten- und Pflegeheime einstellen. Hier setzt das Modellprojekt an: Es soll künftig Kooperationen zwischen Einrichtungen aus der Altenpflege und der Suchthilfe geben. So sollen Pflegekräfte sensibilisiert und das Angebot für Betroffene verbessert werden. Ziel ist es, die Lebensqualität der Pflegebedürftigen zu steigern und zugleich Pflegekräften mehr Handlungssicherheit zu vermitteln." Humls Anliegen: Bei der Versorgung suchtkranker Menschen soll der Inklusionsgedanke beachtet wird. Separate Einrichtungen speziell für ältere suchtkranke Menschen seien deshalb keine geeignete Lösung.
Projekt Sucht im Alter: In dem auf drei Jahre angelegten Projekt vernetzt das Suchthilfezentrum Nürnberg trägerübergreifend Einrichtungen der Altenhilfe mit den örtlichen Trägern der Suchthilfe. Der Fokus liegt dabei auf Menschen, die legale Suchtmittel wie Medikamente und Alkohol in bedenklicher Weise konsumieren. Die Elemente des Projekts:
- Angehörigenarbeit: Angehörige von suchtkranken alten Menschen (SAM) finden in der fortlaufenden, geleiteten Informationsgruppe entlastenden Austausch und konkrete Hilfestellung für den Umgang mit ihrem Familienmitglied.
- Organisationsentwicklung: Funktionsträgern der Altenhilfeeinrichtungen steht ein Organisationscoach zur Verfügung um Leitlinien und neue Konzepte für suchtkranke Betreute innerhalb des Dienstes zu entwickeln und umzusetzen.
- Qualifizierung von Pflegepersonal: Abhängig vom Bedarf der Altenhilfeeinrichtungen werden Supervisionen, Fallbesprechungen oder Schulungen für Pflegekräfte nach Absprache angeboten.
Kontakt zur Projektleitung: Beate Schwarz, Suchthilfezentrum der Stadtmission Nürnberg e. V., Krellerstraße 3, 90489 Nürnberg, Tel.: (0911) 3 76 54-200.
per E-Mail: Beate.Schwarz@stadtmission-nuernberg.de
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