Politik

Umfrage: Pflegekräfte befürchten weitere Verschärfung der Arbeitssituation durch PSG II

Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Redaktion ALTENPFLEGE (Vincentz Network) bei über 700 Pflegekräften aus der stationären Langzeitpflege: Das PSG II und der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff werden die bereits angespannte Situation in der Altenpflege weiter verschärfen. Die Ergebnisse der Umfrage werden im Rahmen des Kongresses Pflege 2017 – erstmals mit Forum Altenpflege – morgen in Berlin vorgestellt und diskutiert.

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"Die Umfrage macht deutlich, wie sehr die Altenpflegerinnen und Altenpfleger bereits am Limit sind", sagte Monika Gaier, Chefredakteurin der Fachzeitschrift Altenpflege, im Rahmen einer Pressekonferenz vorab zur Vorstellung der Umfrageergebnisse in Berlin. Ohne wirksame Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und ohne Absicherung der notwendigen Personalschlüssel, so Gaier, werde die Reform die Situation in der stationären Altenhilfe "weiter verschärfen".

"Die Ergebnisse sind mehr als besorgniserregend", kommentierte die Präsidentin des Deutschen Berufsverbands der Pflegeberufe (DBfK) Prof. Christel Bienstein. "Es wird höchste Zeit, dass sich die Arbeitsbedingungen der Pflegenden positiv verändern."

Aus der Befragung geht hervor, wie sehr die Pflegefachkräfte bereits jetzt unter dem Fachkräftemangel und den durch das PSG II drohenden Mehrbelastungen leiden. Das neue Begutachtungsverfahren bringe in den nächsten Monaten Mehrarbeit durch interne Schulungen (90%), fachliche Herausforderungen (87%) und Kommunikation mit Bewohnern (82%), glauben die Pflegenden. Von Pflegefachkräften werden häufiger mehr Dokumentationsaufwand (68% zu 61% PDL/WBL) sowie mehr Konflikte mit Bewohnern und Angehörigen (62% zu 43%) erwartet als von allen Befragten

45% der befraagten Pflegekräfte sind mit dem PSG II unzufrieden, 42% zufrieden. Die überwiegende Mehrheit etrwartet, dass künftig erhöhte Anforderungen auf die stationäre Pflege zukommen: 89% rechnen mit mehr Bewohnern mit starken kognitiven Einschränkungen und auffälligen Verhaltensweisen, 86% erwarten mehr Bewohner mit spazifischen erkrankungen/Multimorbidität.

Auf die Frage, welche Maßnahmen den Personalmangel lindern und Verbesserungen für den Pflegeberuf bewirken könnten, antworteten die Befragten mit eindeutigen Forderungen:

  • bessere Bezahlung (89%),
  • die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern (73%)
  • bundesweit einheitlicher Personalschlüssel auf Basis eines Personalbemessungsverfahrens (67%)
  • Tarifvertrag für Pflegekräfte, bundes- oder landesweit (56%)
  • mehr Vollzeitbeschäftigung (33%)
  • mehr Mitbestimmung durch Einrichtung von Pflegekammern (33%)
  • Einführung einer generlistischen Pflege-Ausbildung (15%).

Die Umfrage "Altenpflege im Fokus" hatten im Oktober und November 2016 das Medienhaus Vincentz Network und das Marktforschungsinstitut cogitaris gemeinsam durchgeführt, um die Sicht der Pflegefachkräfte auf das Pflegestärkungsgesetz II zu ermitteln. 727 Pflegekräfte aus der stationären Langzeitpflege hatten sich daran beteiligt