Politik
Zwei Drittel der Einrichtungen zahlen keinen Tariflohn
Weniger als ein Drittel der Pflegeeinrichtungen zahlen ihren Beschäftigten in der Langzeitpflege einen Lohn in Tarifhöhe. Dies ist das Ergebnis eines detaillierten Überblicks über die Verbreitung der Tarifbindung in der Langzeitpflege.

„Das gibt es noch viel Luft nach oben“, sagt Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, der an der Studie mitwirkte. Sie nennt die mit der Erhebung geschaffene Transparenz über das Gehalt in den Pflegebetrieben einen „wichtigen ersten Schritt auf dem Weg zu einer angemessenen Bezahlung des Pflegepersonals in allen Regionen Deutschlands“.
Der durchschnittliche Stundenlohn aller Beschäftigten in der Langzeitpflege liegt bundesweit bei 18,95 Euro. Im Osten sind es mit 17,98 Euro deutlich weniger als im Westen, wo 20,19 Euro erreicht werden. Sieben von zehn Einrichtungen, die tariflich zahlen, unterliegen kirchlichen Arbeitsregelungen, die übrigen sind an Haus- und Flächentarifverträge gebunden.
Eine besonders hohe Koppelung des Entgelts an Flächentarife zeigen die Einrichtungen der Diakonie Deutschland. „Bei uns liegt die Tarifbindung bei über 90 Prozent“, sagt Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. Als weiteres Ergebnis des Berichts nennt Ingo Habenicht, Vorstandsvorsitzender des Verbandes diakonischer Dienstgeber in Deutschland, dass das Gehaltsniveau tarifgebundener Unternehmen um 23 Prozent über dem Medianentgelt für Fach- und Hilfskräfte in der Pflege liege.
Mit der ab September geltenden Tariftreue-Regelung, so Habenicht weiter, „werden sich die Arbeitsbedingungen branchenweit verbessern“. Mit Blick auf die zu erwartenden höheren Kosten fordert AOK-Vorstandschefin Reimann wiederum „eine finanzielle Entlastung der Pflegeversicherung“. Dazu solle der Bund künftig versicherungsfremde Leistungen bezahlen.
Zuletzt hatte die Pflegemindestlohnkommission sich auf eine Anhebung des Mindestlohns in drei Stufen verständigt, wie das Bundesgesundheitsministerium und das Arbeitsministerium mitteilten.
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