Politik

Laumann kämpferisch: Ausweitung der Kompetenzen für die ambulante Pflege

Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will Pflegekräften mehr Kompetenzen zugestehen. "Ich frage mich: Warum kann zum Beispiel eine ambulante Pflegekraft einem Patienten nicht eigenständig eine spezielle Matratze verordnen, damit er keine Druckgeschwüre bekommt?", sagte Laumann dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

- NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will ambulanten Pflegekräften mehr Kompetenzen übertragen.Foto: epd/Friedrich Stark

Dazu müsse eine Pflegekraft heute den Hausarzt anrufen. Viele niedergelassene Ärzte wären nach seiner Erfahrung "heilfroh", wenn Pflegekräfte diese Kompetenz selbst hätten, sagte Laumann. "Bei den Funktionären sieht das allerdings anders aus", schränkte er ein. Der Pflegeberuf müsse als eigene Profession im Gesundheitswesen aufgewertet werden, auch damit er für mehr Abiturienten attraktiv werde.

Dass der Beruf nicht schon längst aufgewertet worden sei, liege auch daran, dass "da, wo über Pflege entschieden wird, oftmals keiner von der Pflege mit am Tisch sitzt", kritisierte der Minister. Pflegerichtlinien würden vor allem von Vertretern der Ärzte, Krankenkassen und Kliniken gemacht. "Kliniken kommen nicht mit Pflegedirektoren zu Verhandlungen, sondern mit Betriebswirten."

Bereits Ende August 2017 sorgte er mit der Forderung für Aufsehen, dass Pflegeheime, die bis Juli 2018 die gesetzliche Einzelzimmer-Quote nicht erfüllen, mit einem Belegungsstopp rechnen müssen. Mit 15 Jahren Übergangsfrist hätten die Träger mehr als genügend Zeit gehabt, ihre Qualitätsstandards zu verbessern, unterstrich Laumann in einer Mitteilung.

Nach Ansicht von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) wird die ab Mitte 2018 geltende Einzelzimmerquote zu einer Qualitätssteigerung in den stationären Pflegeeinrichtungen Nordrhein-Westfalens führen. "Die Politik darf nicht entscheiden, wo und wie Menschen wohnen und leben wollen, wenn sie pflegebedürftig werden. Aber sie muss die richtigen Rahmenbedingungen dafür setzen. Die Einzelzimmerquote von mindestens 80 Prozent ist eine solche richtige Vorgabe. Sie folgt dem Wunsch der allermeisten Pflegebedürftigen, im Pflegeheim in einem Einzelzimmer unterzukommen. Diesem Wunsch müssen auch die Einrichtungsträger nachkommen, die für die Umsetzung der verbesserten Qualitätsstandards 15 Jahre Zeit hatten. Das ist mehr als genug, um für die nötigen Veränderungen zu sorgen", sagte Laumann.

Im letzten Jahr hieß es noch: "Eine wichtige kommunalpolitische Aufgabe ist es, eine ausreichende Zahl an altersgerechtem Wohnraum bereitzustellen. Aber es kann nicht die Aufgabe der Kommune sein, eine verbindliche Pflegebedarfsplanung umzusetzen. Das habe ich massiv verhindert. Nicht die Kommune, sondern die Vielfalt der Anbieter hat nach der Marktöffnung in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass neue bedarfsgerechte Angebote vor Ort entstanden sind." Er kenne zudem viele Einrichtungen, die nachwiesen, dass man in diesem geöffneten Pflegemarkt wirtschaftlich erfolgreich arbeiten könne – auch bei Zahlung von tarifgebundenen Gehältern in der Pflege.

"Rund die Hälfte der Alten lebt allein zu Haus – das ist keine Versorgungsform der Zukunft, wenn nur morgens der Pflegedienst kommt und sich abends mal die Familie sehen lässt", so Laumann. Ambulant = gut, stationär = schlecht, das gelte nicht mehr. Über einen Ausbau der Tagespflege sollen bundesweit tagesstrukturierende Angebote gemacht werden können. "Das kostet übrigens nur die Hälfte einer stationären Unterbringung." Aber: Die Politik dürfe nicht entscheiden, wie und wo die Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf leben wollen (im letzten Jahr noch eine deutliche Kritik an seiner Amtsnachfolgerin in NRW, Barbara Steffens). "Das entscheiden die Betroffenen selbst, wir müssen nur den Rahmen setzen."